Jetzt mal ganz objektiv… Nein, subjektiv. Oder einfach beides!

Welches «Bio» ist besser?

Schein oder Sein? Bei den weit über 35 verschiedenen Öko-Labels und Bio-Marken ist die objektiv messbare Nachhaltigkeit der Produkte für uns Verbraucher kaum noch nachvollziehbar. Deshalb hat management tools die subjektive Wahrnehmung einer ganzen Reihe von Biolebensmittelmarken und -labels in der Schweizer Bevölkerung abgeholt – und mit objektiven Ergebnissen verglichen.

 

Bio hat seinen Preis

Bioprodukte gelten als gesünder und umweltverträglicher. Das einzige jedoch, was wir Verbraucher mit Sicherheit sagen können: Bio-Joghurt und Co. sind teurer als ihre konventionelle Pendants. Laut Westschweizer Konsumentenorganisation kosten Biolebensmittel im Durchschnitt satte 68 % mehr als vergleichbare Produkte aus herkömmlicher Herstellung. Nur ist teurer bekanntlich nicht immer besser.

 

Bio ist lukrativ …

Als moderne Verbraucher greifen wir für gesündere Produkte mit besserer Sozial- und Ökobilanz gerne etwas tiefer in die Tasche. So hat sich der Handel mit Fairtrade- und Bioprodukten zu einem grossen und lukrativen Markt entwickelt. Herr und Frau Schweizer gaben im Jahr 2014 für diese Art Produkte insgesamt CHF 467 Mio. aus. Laut Hintergrundbericht der Stiftung Praktischer Umweltschutz (PUSCH) ein Plus von 7.5 % zum Vorjahr. Der Umsatz aller biologisch produzierter und weiterverarbeiteter Güter betrug 2014 schweizweit ca. CHF 2.2 Mrd., ein Marktanteil von 7.1 %. Mit wachsender Tendenz.

 

… und deshalb umkämpft

Da wundert es nicht, dass unabhängige Biolabels miteinander konkurrieren und der Lebensmitteldetailhandel mit eigenen Biomarken aufwartet. Das ist zwar positiv, weil so immer mehr Produkte den strengeren Auflagen der verschiedenen Siegel unterliegen. Wir Verbraucher müssen uns allerdings durch immer dichteres Dickicht der Biosiegel kämpfen – und verlieren dabei bisweilen die Orientierung.

Die Stiftung PUSCH hat deshalb in Kooperation u.a. mit dem WWF, der Helvetas und der Stiftung für Konsumentenschutz eine «Bewertung der Lebensmittel-Labels 2015» vorgenommen. Insgesamt wurden 31 auf dem Schweizer Markt vertretene Labels in den Bereichen «Management», «Ökologie & Soziales» sowie «Prozesse & Kontrolle» nach ihrer objektiven Nachhaltigkeit bewertet und mit Punkten (0-200) bewertet.

 

Objektive Nachhaltigkeit vs. wahrgenommene Zuverlässigkeit

Die verschiedenen Siegel und Bio-Marken greifen, um sich im zunehmend umkämpften Marktumfeld der Biolebensmittel zu behaupten, zu professionellen Marketing-Mitteln. Deshalb beleuchtet unsere aktuelle Umfrage die wahrgenommene Zuverlässigkeit einiger Labels und Bio-Marken in der Schweizer Bevölkerung. Insgesamt stellen wir fest, dass sich die meisten Labels in einem starken Mittelfeld tummeln, in dem es immer schwieriger wird, sich von den Mitbewerbern abzusetzen.

 

Deckungsgleichheit bei Naturaplan, Migros Bio und Max Havelaar

Besonders positiv wahrgenommen werden die beiden Bio-Marken der grossen Detailhändler, Migros Bio und Naturaplan. Etwa 75% der Befragten geben an, immer oder meist zufrieden mit den versprochenen Leistungen der Produkte zu sein, wobei Migros Bio leicht die Nase vorn hat (siehe Abbildung). Im objektiven Test schneidet Naturaplan (168 Punkte) zwar merklich besser ab als Migros Bio (141 Punkte). Dennoch decken sich in der Gesamtheit die objektiv ermittelte Nachhaltigkeit und die Erwartungserfüllung bei den Kunden. Dies gilt auch für das Max Havalaar-Label (138 Punkte), das von zwei Drittel der Bevölkerung als sehr zuverlässig wahrgenommen wird.

 

BioLabels

 

BioSuisse kommt weniger gut weg, Terrasuisse punktet v.a. in der Bevölkerung

Unterschiede in der objektiven und wahrgenommenen Zuverlässigkeit verzeichnet u.a. BioSuisse. Das Label erhält das Prädikat «Ausgezeichnet» mit 161 Punkten und rangiert damit auf den obersten Plätzen der PUSCH-Studie. In der Wahrnehmung landet das Siegel allerdings nur im Mittelfeld knapp hinter Max Havelaar (67.4 %). Umgekehrt verhält es sich mit Terrasuisse, das mit 117 Punkten gleichauf mit der Bio-Marke des deutschen Discounters ALDI, NatureSuisse, liegt. Allerdings ist Terrasuisse in der Bevölkerung stark positioniert und wird von fast 70 % als zuverlässig eingestuft, NatureSuisse dagegen nur von 43.3 %.

 

Kritisch einkaufen? Gar nicht so leicht!

Die Diskrepanzen sind Ausdruck des Label-Dschungels, der sich über die letzten Jahre im Markt der Bio-Lebensmittel entwickelt hat sowie der damit einhergehenden Orientierungsprobleme der Verbraucher. Als Konsumenten verstehen wir uns nur allzu gerne als kritisch. Doch wie reflektiert können wir überhaupt noch sein, wenn wir zu jedem Einkauf eine kleine Bio-Label-Enzyklopädie mitführen müssten? Abhilfe kann das Smartphone schaffen. Für iOS und Android bietet der WWF Schweiz die «WWF Ratgeber»-App an.

 

Zur Studie

Die bevölkerungsrepräsentative Erhebung wurde im Januar in Form eines Online-Survey von der management tools durchgeführt.

Ansprechpartner: Andreas Logk, +41 (0)41 624 99 72, andreas.logk@management-tools.ch